Bintan ist eine Insel Indonesiens. Mit der Fähre braucht man dort hin von Singapur aus nur 45 Minuten. Es soll wunderschöne Strände geben. Doch ein Gutschein verdarb uns den Urlaub.
Wie wir zu Bintan kamen
Eine Bekannte von uns hatte einen Gutschein für einen Kurzurlaub in Bintan gekauft. Am ersten Tag sollte man mit Transfer per Fähre auf die Insel gelangen. Dort gäbe es dann zunächst eine Shopping-Tour. Danach ginge es zum im Gutschein enthaltenen Mittagessen. Anschließend eine einstündige Massage. Danach eine Nacht im Hotel. Am nächsten Tag hätte man dann Zeit um an den wunderschönen Strand zu gehen. Und Abends gehe es wieder mit der Fähre nach Singapur.
Da die Bekannte Singapur schon verlassen musste kam sie selbst nicht mehr dazu den Gutschein einzulösen. Wir haben ihn ihr dann abgekauft ohne uns selbst wirklich über Bintan zu informieren. Wozu denn auch, wir haben über das Städtchen bisher nur Positives gehört.
Juhu, Urlaub!
Wir haben den Gutschein mit einigen Hindernissen eingelöst und sind dann gestern, am Samstag den 15.11.2014 ohne hohe Erwartungen losgefahren. Zunächst ging es mit dem Taxi zum Fährenterminal. Anschließend zwei Stunden mit der Fähre nach Bintan. Geplant war, dass der Transfer mit der Fähre 45 Minuten dauert.
Falsche Erwartungen
Nachdem wir den Sicherheitscheck passiert haben erwartete uns auch gleich unsere Reiseleiterin Celest. Bestens gelaunt hat sie uns zusammen mit 19 anderen Leuten zum Bus geführt, der aufgrund der engen alten Straßen nicht bis zum Fährenterminal fahren konnte.
Uns war nicht wirklich bewusst was genau auf dem Programm stand. Wir dachten es ginge direkt zum Hotel, wo das Mittagessen und eine Massage auf uns wartet. Und anschließend gäbe es noch eine Stadtführung. Falsch gedacht.
KFC
Zunächst sind wir an einem KFC vorbeigefahren. Zu dem hat Celest dem Bus ein Quiz gestellt: Wir sollten erraten was an diesem KFC besonders ist. Hmm, keine Ahnung.. Weder das Logo, noch der Preis, noch das Menü war anders. Die Besonderheit ist, dass es sich dabei um den einzigen KFC in ganz Bintan handelt. Dabei ist Bintan doppelt so groß wie Singapur.
Jemand hat das tatsächlich erraten und hat dafür eine lokale Spezialität bekommen: Bananen Chips und Sweet Potato Chips. Celest hat dann noch zwei Packungen an den gesamten Bus verteilt. War eigentlich ganz lecker.
Bintan Indah Mall
Nach dem kurzen Snack ging es dann in die größte Shopping Mall in Bintan. Celest hat den Bus bereits vorgewarnt, dass diese nicht dem Standard der Einkaufszentren Singapurs mithalten kann. Aber seht selbst.
Man konnte tatsächlich mit dem Auto oder Roller in die Mall selbst hineinfahren.
Die “sanitären Anlagen” waren auch … vorhanden.
Falls ihr euch über den Wassereimer wundert, der ist zum Spülen des WCs. Ja.
Park”system”
In der Shopping Mall haben wir uns Snacks und Getränke gekauft, die wir vor der Mall verzehren wollten. Beim Verlassen der Mall haben wir schon gesehen, dass gerade ein Auto weggeschoben wurde. Ich dachte mir noch “Oh, der Arme hat einen Motorschaden”. Falsch gedacht. Bei längerer Beobachtung viel uns auf, dass es sich dabei um das Parksystem handelt. Man parkt einfach andere geparkte Autos zu und legt keinen Gang ein. Möchte der Besitzer des zugeparkten Fahrzeugs dann losfahren schiebt er das blockierende Auto einfach weg. Praktisch.
Öffentlicher Verkehr
Öffentliche Transportsysteme gibt es in Bintan nicht. Stattdessen fahren solche Busse rum wie auf den Bildern unten. Diese haben manchmal keine Türen. Sie haben auch keinen Fahrplan. Man steigt einfach in einen Bus ein und sagt wo man hin möchte. Wenn unterwegs mehr Leute zusteigen die wo anders hin wollen wird man aus dem Bus rausgeworfen und der Bus fährt die anderen Leute heim.
Tempel
Weiter gings mit dem Bus zu einem Tempel der erst vor ca. 3-4 Jahren erbaut wurde, da die lokalen Buddhisten einen Ort zum Beten wollten. Celest wollte die im Bus anwesenden Buddhisten mit folgendem Satz darauf hinweisen, dass sie auch gerne im Tempel beten können: “If you are buddha you can go inside and pray”. Da wir nicht “Buddha” sind haben wir die Zeit damit verbracht ein paar Pics zu knipsen. Den Namen des Tempels haben wir leider schon vergessen.
Next stop: Lunch
Nora und ich waren bereits hungrig. Es freute uns also zu hören, dass die nächste Station ein Restaurant ist. Wir dachten eigentlich wir würden im Hotel essen. Macht ja nichts. Im Restaurant gab es dann wirklich leckeres Hühnchen. Also wirklich lecker und keine Ironie - Ich habe das Gefühl wenn ich etwas positives über Bintan schreibe muss ich explizit darauf hinweisen, dass das jetzt ernstgemeint ist.
Danach ging es noch in einen Souvenirladen.
More Shopping
Zu diesem Zeitpunkt wollten wir eigentlich nur noch ins Hotel zu der Massage. Aber vorher fuhren wir noch zu einer weiteren Shopping Mall. Auf dem Weg dort hin erklärte uns Celest, dass die Massage nicht im Hotel stattfinden wird, sondern in einem Laden nahe der Shopping Mall. Auf dem Programm stand eine “Full Body Massage”. Verwirrt waren wir, als sie fragte welche der im Bus anwesenden Frauen gerade ihre Periode haben. Ehm, was haben die denn vor?
Nachdem auch die anderen Gäste etwas verwirrt schauten versicherte sie uns, dass es eine Massage ohne “plus plus” ist. Okaaaay.
Verwirrt kamen wir dann an der Shopping Mall an. Auch hier gab es eine Besonderheit: Es handelt sich bei der Mall um die einzige Shopping Mall in Bintan mit Rolltreppe. Wow! Wir haben euch von dieser Attraktion natürlich ein Bild gemacht.
Beim Schlendern durch die Mall entdeckten Nora und ich auch einen museumsreifen PC mit Windows 98.
Da Nora und ich nichts im Einkaufzentrum kauften haben wir uns schonmal vor den Bus gesetzt. Dort wartete auch Celest, die uns mit der Frage “Oh, you didn’t buy any wearing?” begrüßte. Mit Wearing meinte sie Clothing, also Kleidung.
Danach hat sie uns darüber informiert, dass unser Hotel ein Stadthotel ist und gar nicht am Strand liegt. Es würde ungefähr 1,5 Stunden mit dem Auto zum Strand dauern und wir können bei ihr einen Fahrer für 10€ beantragen.
Im Titel sollte es also eigentlich “Wo sind wir denn hier gelandet” heißen, denn ein Strand auf dem man stranden könnte war nicht in Sicht.
Wir haben uns noch etwas länger mit ihr unterhalten, als sie uns plötzlich eine Karte mit einer Telefonnummer gibt. Dazu sagt sie: Ich habe gehört, dass euer Hotel nicht sehr schön ist. Also wirklich nicht. Auf der Karte ist eine Notruf-Nummer. Dort könnt ihr anrufen falls es im Hotel schlimm ist. Wir bringen euch dann in ein anderes Hotel.
Okaaaaaaaaay.
Massage
Langsam kamen auch die anderen aus unserer Gruppe zurück aus dem Einkaufszentrum. Wir sind alle wieder in den Bus gestiegen und buchstäblich einmal um das Einkaufszentrum gefahren. 50 Meter weiter ist ein Teil der Teilnehmer zusammen mit uns am Massage-Studio ausgestiegen. Die anderen wurden direkt in ihr Hotel gebracht.
Nach dem Ladies First Prinzip wurden dann zunächst die Damen hereingerufen. Ihnen wurden die Füße gewaschen und danach verschwand jede Dame mit einer eigenen Masseuse in einem durch Vorhänge abgetrennten Bereich.
Danach waren die Herren dran. Wir wurden von Männern massiert. Also ohne plus plus.
Nach einer einstündigen Massage, die Nora als “zum Teil etwas schmerzhaft” beschrieb ging es also endlich in unser Hotel, dem wir mit mulmigem Gefühl entgegenfuhren.
Hotel
Da wir unterwegs an heruntergekommenen Häusern vorbeifuhren waren wir erleichtert, dass das Hotel doch etwas größer ist. Es hatte auch einen schönen Eingangsbereich und die Zimmer waren besser als erwartet - wir rechneten zu diesem Zeitpunkt aber auch mit dem Schlimmsten.
Da wir am nächsten Tag unbedingt an einen der Traumstände wollten haben wir uns dazu entschlossen die Nacht im Hotel zu bleiben - war ja eh schon bezahlt.
Nachts um 4 hat mich dann ein Priester einer Moschee mit seinem Gebet wachgeschrien. Zwei Stunden später sind wir dann erwartungsvoll aufgestanden. Doch es hat geregnet. Nach dem Frühstück haben wir uns dann nochmal im Internet über den Strand informiert. Diesmal sahen wir, dass die Hotels nebenan angeblich ihr Abwasser direkt ins Meer leiten. Es soll auch Teer im Meer schwimmen, das sich an Händen und Füßen festklebt und nur mit Öl wieder entfernen lässt. Damit war für uns der Strand auch abgehakt.
Wir haben also die Reiseführerin angerufen und sind frühzeitig abgereist. Geplant war, dass wir um 18:00 Uhr mit der Fähre nach Singapur fahren. Wir sind dann 8 Stunden vorher nach Hause und hatten wenigstens noch einen schönen Nachmittag in Singapur.
Das beste das wir in Bintan gemacht haben war, dass wir wieder nach Singapur sind. Trotzdem eine weitere Erfahrung. Und wir schätzen den hohen Lebensstandard hier gleich nochmal viel mehr.
Dominik, 08 Dec 2014